Logbuch
Aktuelle Position
Hier ist unser Schiffseigenes-online-Logbuch. Im Jahre 2013 besser
bekannt als Blog. Der Begriff Logbuch gefällt uns aber besser. So
bewahren wir immerhin ein Stück nautischer Kultur, finden wir.
Für Quereinsteiger
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Zu Hause in Sicht
Mittwoch, 09. Oktober
Ich hole aus zu unserem finalen Logbucheintrag. Mittlerweile bin ich
seit genau einem Monat in meinem Heimathafen, meinem zu Hause in
Süderfeld 1, 24999 Oxbüll/Wees angekommen. Vier feste Wände,
warmes Wasser, eine feste Koje, ein voller Kühlschrank und
automatische Toilettenspülung. Nun aber zu den letzten zwei Wochen
unseres Abenteuers:
Kim, Lars und ich erleben an Schwedens Ostküste einmal mehr den
schönen Sommer diesen Jahres. Die Ostsee zeigt sich von Ihrer besten
Seite. Das Barometer steht auf fair. Wir kaufen eine extra Tube
Sonnencreme. Wir pumpen das Beiboot auf, und lassen uns
nacheinander hinter herziehen. Je nach Tagesuhrzeit gibt es dazu ein
Döschen Brauereigeschick aus der Kühlbox. Kennen Sie den gute Laune
Klassiker von Peter Kent „It's a Real Good Feeling“. Bei uns läuft es in
der Dauerschleife.
In 30 sm Streckenabschnitten hangeln wir uns gemütlich an der
Küstenlinie Richtung Süden, nach Kopenhagen.
Von Torekov aus segeln wir in einem Stück nach Helsingør. Leider hat
das Wetter umgeschlagen, und wir Drei erleben eine unangenehme
Kattegatüberquerung. Sowohl Crew und Schiff behaupten sich aber
gegen Wind und Wellengang.
Wir vertäuen das Schiff in Helsingør. Mein Bruder Kim, war erst
kürzlich wegen eines Seminars in Helsingør, und ist dementsprechend
ortskundig. Wir setzen zum Einkauf und zur Sightseeingtour an. Zur
Stärkung gibt’s ein Eis auf die Faust. Kim schlemmt gerne und kann
sich zwischen Lakritzeis und einem Softeis nicht entscheiden. Seine
pragmatische Ader spielt ihm einen Streich; die Mutter Natur hat dem
Menschen zwei Fäuste geschenkt. Die logische Konsequenz: Lakritzeis
links, Softeis rechts. Problem gelöst.
Helsingør ist schön. Gemütlich, ruhig, sauber und irgendwie
harmonisch. Dänisch eben. Wäre Helsingør die Welt, gäbe es
Weltfrieden. So wirken zumindest die ersten Eindrücke auf uns.
Am nächsten Tag lösen wir die Leinen, und halten direkten Kurs auf die
dänische Hauptstadt, Kopenahgen.
Wir haben uns entschieden im Christianshavn Kanal fest zu machen.
Der Hafen liegt wie der Name verrät in einem schmalen Kanal in
mitten der Innenstadt. Das Einlaufen ist total aufregend. Ähnlich wie
in Danzig. Der Puls und das Adrenalin steigen.
Fußgänger von Land und Gäste auf Sightseeingbooten winken uns zu.
Wir winken aufgeregt zurück. Amalienburg, die kleine Meerjungfrau
und die dänische Staatsoper passieren wir. Der Christianshavn Kanal
stellt sich, als wirklich sehr sehr schmaler Kanal heraus. Da bleibt
nicht viel Platz zum manövrieren, um den zahlreichen kleinen
Sportbooten, Ruderbooten, Sightseeingbooten oder anderen Seglern
auszuweichen. Der Hafen ist überfüllt. Päckchen von Segel- und
Motorbooten verwandeln den Kanal in eine wenige Meter breite
Einbahnstraße. In einem Seitenarm des Kanals, entdecken wir von
Weiten eine freie Box.
„Sieht verdammt schmal aus die Box. Frag doch mal das Nachbarschiff
wie breit die Box ist“, rufe ich meinen Bruder, der vorne zum Ausguck
halten steht, zu.
„Entschuldigung, wir möchten in die freie Box dort. Wie breit ist
die?“, hallt es von unserer Legat.
„Hmmm... 2,50 m“, antwortet es
„Misst, wir sind 2,60 m breit“, gebe ich zurück.
Der freundliche Bootsnachbar, guckt sich noch einmal die freie Box an
und ruft lächelnd zu uns herüber:
„Machen wir 2,60 m draus, kommt rüber Jungs“
Wir starten einen Versuch. Der Bootsnachbar behält recht: Wie ein
Korken in der Flasche.
Der Hafen ist ein absoluter Volltreffer, und ist jedem Segler zu
empfehlen. Der Hafengebühr beträgt 120 dänische Kronen. Im
Verhältnis zu dem Mietpreis für die Wohnungen in dieser Gegend ist
das ein echter Preisknüller. Die tägliche Hafengebühr multipliziert mit
30, ergibt nicht einmal ansatzweise die Warmmiete einer dieser
Wohnungen. Ein Trauerspiel für jeden Wohnungssuchenden in
Kopenhagen!
In Kopenhagen besuchen wir Freunde, Freunde besuchen uns. Wir
schlendern durch die City, gucken uns Sehenswürdigkeiten an und
erwarten Line, die Freundin von meinem Bruder an Bord. Für die
letzten sieben Tage der Reise begleitet Sie uns.
Wegen Winden der stärke sieben bis acht, hängen wir einen Tag an
unseren Kopenhagen Aufenthalt ran.
Kim, Line und Lars verbringen einen Tag im Tivoli - einem Erlebnispark
in Kopenhagen. Ich hingegen, sitze im Zug nach Svendborg, um mich
für mein Studium vorzustellen. Das Gespräch verläuft gut. Mein
Gegenüber ist begeistert von der Ostseeumsegelung. Ich bin
angenommen, und darf mich auf mein Nautik Studium ab Januar
freuen. Supi!
Zurück in Kopenhagen möchte ich mich mit meiner Crew im Tivoli
treffen. Wer das Tivoli kennt, weiß zwei Dinge:
1.
Es ist total schön. Aufregende Karusells bei fröhlicher
Atmosphäre.
2.
Es ist Sauteuer.
Vor dem Eingang vom Tivoli steht eine Schulklasse. Ich komme ins
Gespräch mit dem Lehrer der Klasse. Da einer seiner Schüler erkrankt
ist, bietet er mir eine Eintrittskarte für den halben Preis an. Ich
schlage ein. Deal!
Im Vorstellungsgespräch-Outfit (Anzug mit Krawatte) reihe ich mich
zu meinen 13. Jährigen Klassenkameraden in die Reihe ein. Als ich
dem Schnippsel-Abreiser-Mensch mein Schulklassen-Ticket vorzeige
guckt er mich und meinen Lehrer verdutzt an:
„Na, der hat wohl einige Ehrenrunde gedreht, was?“
„Jaja, er ist eben nicht der pfiffigste“, kontert mein Lehrer trocken
zurück.
Das war ein Lacher. Der Schnippsel-Abreiser-Mensch amüsiert sich und
wünscht mir viel Vergnügen mit meinen Kameraden.
Am nächsten Morgen verlassen wir die Hauptstadt Dänemarks. Neuer
Kurs: Da Heim. Wegen der Starkwindphase hinken wir dem Zeitplan
etwas hinterher. Wir möchten in vier Tagen in Flensburg sein.
Wir überqueren die Køge und Fakse Bugt, und übernachten im Hafen
von Stege auf der Kreideinsel Mön. Der nächste Morgen beginnt früh;
es gibt Frühstück to go, oder viel mehr to sea.
Wir haben wunderbaren Wind von schräg achtern. Schnell haben wir
das Smålandfahrwasser hinter uns gelassen. Wegen der optimalen
Bedinungen, beschliessen wir nach einem kurzen
Nahrungsaufnahmestop auf Ømø die Nacht durchzusegeln. Wann nicht
heute, wann dann?
Nachtfahrten faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Sie sind
Abenteuerlicher als das Segeln am Tag. Wind und Welle kommen aus
dem nichts und verschwinden auch wieder dorthin. Bei solchen
Bedingungen entwickelt der Steuermann ein gutes Gefühl für das
Schiff.
Wir haben Glück. Wir haben eine sternklaren Nachthimmel. Das sind
die besten! Da wir zu viert an Bord sind, fällt ein bestimmter
Wachrhythmus weg. Wer Lust hat zu steuern, der steuert; wer müde
ist, der schläft; wer hungrig ist, kocht eine heiße Suppe für alle. Klingt
gemütlich, oder? Das ist es auch.
Bei völliger Dunkelheit durchqueren wir die dänische Südsee und
segeln am frühen Morgen auf dem kleinen Belt. Der Wind hat
zugenommen. Wir haben eine unangenehme Dünung von der Seite.
Kim, Lars und Line verkrümeln sich unter Deck. Ich halte die Stellung.
Die ersten Sonnenstrahlen sind am Horizont zu sehen. Mich überkommt
ein „gute Laune“ Gefühl. Ich mache mir eine Schale Müsli, drehe die
Musik, zur Freude meiner schlafenden Mitsegler, auf ohrenbetäubende
Lautstärke und fange euphorisch im Cockpit an zu tanzen. Ein paar
Hüftdrehungen und ein bisschen Luftgitarre später, setze ich mich
wieder. Ganz schön anstrengend bei dem Wellengang. Hinzu kommt,
dass meine gefahrene Kurslinie mehr nach S-Kurve, als nach direkten
Kurs halten aussieht.
Während ich so da sitze, wird mir eines klar; ich bin glücklich.
Glücklich diese Reise erlebt zu haben und glücklich Familie und
Freunde wieder zu sehen. Ich hole mein Handy aus der Tasche, und
mache Fotos von mir selbst. Mit fettigem Haar und unrasiertem
Gesicht, sicherlich kein Hingucker. Aber Glücklich.
Am Vormittag laufen wir in die Dyvig ein. Die Dyvig ist kein fremder.
Für alle Flensburger Förde Segler ist sie ein bekanntes idyllisch
liegendes Tagesziel. Mit dem Schiff fährt man durch eine schmale
Einfahrt in kleine geschützte Bucht hinein. Hier hat man die Qual der
Wahl zwischen drei Häfen. Alternativ darf man natürlich auch der
Anker geschmissen werden. Wir entscheiden uns für einen Hafen mit
brandneuen sanitären Anlagen.
Im Hafen teilen wir uns auf. Kim und Line besorgen für das letzte
Abendmahl Grillfleisch und sonstige Leckereien. Lars und ich bringen
die Legat auf Vordermann.
Am Nachmittag quatschen wir herum. Mit einer neu erworbenen
Wasserpistole und einem Beiboot, dass zum Speedboot umgetauft
wurde, können vier phantasievolle junge Leute eine menge Spaß
haben.
Es ist 8.00 Uhr in der früh am nächsten Morgen. Ein letztes Mal rufe
ich den Wetterbericht ab. Komisches Gefühl. Das abrufen eines
aktuellen Wetterberichts, war immer ein festes Ritual auf dieser
Reise. Es hat entschieden segeln wir los, oder nicht?
Der Wetterbericht verspricht eine flotte Überfahrt zurück nach
Flensburg. Mit Fock und Groß laufen wir gute Geschwindigkeit.
Im Alsensund übernimmt Line die Pinne. Ich habe etwas vor, worauf ich
mich schon die ganze Reise schon freue. Ich binde alle Gastlandflaggen
aneinander. Insgesamt sind es neun besuchte Länder. Mit stolz hisse
ich die Flaggenreihe. Kim hält den Augenblick mit der Kamera fest.
Kurz vor Sonderburg ruft ein Segler zu uns herüber. Er weist auf die
Gastlandflaggen und zeigt den hochgestreckten Daumen. Ich fühle
mich geschmeichelt.
In Sonderburg müssen wir eine halbe Stunde auf die Öffnung der
Brücke warten. Wir legen spontan zum zweiten Frühstück an. HotDog.
Was auch sonst in Dänemark?
Wir segeln mit satten 6 Kn aus der Sonderburger Bucht hinaus und
biegen rechts in die Flensburger Außenförde ab. Wieder ein großer
Moment für mich. Es ist das vorletzte Ziel auf dieser Reise. Ich kreuze
mein Kielwasser. Genau vor 140 Tagen bin ich zusammen mit Lasse auf
der Legat an genau der selben Stelle gesegelt. Seit diesem Tag haben
wir außer der Hafenein-/ausfahrten keinen Weg doppelt gesegelt.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen in diesem Augenblick von Bord
ins Wasser zu springen. Wind und Welle, lassen es aber nicht zu. Die
abgespeckte Variante muss her. Schuh und Socken werden ausgezogen.
Die Hose hochgekrempelt: Ich halte den großen Zeh ins Wasser! Zählt
auch, finde ich. Der Fotobeweis ist da.
Der Rest des Tages ist Aufregung pur: Als wir Schausende quer ab
haben, werden wir von einem befreundeten Segelpaar angetrötet. Es
sind Janinas Eltern, die uns mit Ihrer Svenska Flicka und wedelnder
Dannebrog willkommen heißen. Gerührt und total überrascht winken
wir zu Ihnen zurück. Coole Idee!
In Glücksburg steigt Lasse an Bord. Die letzten Seemeilen möchten wir
beide zusammen segeln. Mit vier Mann und einer Frau wird es
zugegebener Maßen auf der Legat etwas kuschelig.
Die Legat läuft in den Hafen ein. Mit Tröte und Handfackel stehen wir
beide auf dem Vorschiff. Wir tröten und wedeln mit dem Feuer was
das Zeug hält. Von der Pier erhalten wir ein lachendes, grölendes und
ebenfalls trötendes Echo. Wir bekommen Gänsehaut. Banner mit
Willkommensgrüßen werden hochgehalten. Feierlich herzlich werden
wir von Familie und Freunde in Empfang genommen. Ich bin mit dem
Gefühl der Ankunft überwältigt. Ich bin zu Hause.
Heute sind 4 Wochen seit meiner Rückkehr vergangen. Für ein
abschließendes Nachwort ist es noch zu früh. Eines ist uns aber jetzt
schon bewusst geworden. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Es ist
das Abenteuer des Lebens geworden.
An dieser Stelle wäre sicherlich ein passendes Stück Lyrik angebracht.
Ich muss Sie leider enttäuschen. Hierzu reicht mein literarischer
Horizont nicht aus. Was Ich Ihnen aber noch mitgeben kann, ist die
Bootschaft eines potenziell passendes Gedichtes:
Leinen Lösen, Segel setzen und auf zum Horizont mit Ihnen. Ob es sich
lohnt? Teufel, ja!
Zum Abschluss, möchte Ich mich bei Ihnen als Leser bedanken. Es hat
Spaß und Freude gemacht für Sie zu schreiben. Sie waren ein gutes
Publikum.
Liebe Grüße an Sie alle!
Daniel und Lasse
... über die kalten Wintermonate
werden wir Präsentationen über
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